Wenn mein Name Hoshi wäre
Wenn mein Name Hoshi wäre. Wäre ich der Augenstern meiner Eltern. Hätte ich schöne Schwestern und kluge Brüder. Ansehnliche Männer und intelligente Frauen. Unserer Wurzeln geben uns Kraft. Wir haben eine gute Chance uns zu entwickeln.
Unser Vater kommt aus Asien. Wann und wo er geboren wurde tut nicht viel zur Sache. Keine von Krisen und Naturkatastrophen geschüttelte Region. Ein lebendiger Ort, Kultur, schöne Gegend, am Wasser, die Berge in Sicht. Unsere Mutter hat eindeutig europäische Wurzeln, sie ist hier die hübsche weiße Riesin, sie ist doch immer ein wenig größer als alle anderen. Und hat eine schmale spitze Nase. Die Eltern vereint, dass sie aus eine ländlichen Gegend stammen, wenn auch auf unterschiedlichen Kontinenten.
Ich erzähle gleich zu Beginn davon, da diese internationalen Beziehungen weit über das Übliche hinausgehen. Würden wir weiter zurück sehen, noch mehr verschiedene Kulturen tauchten auf.
Paps ist letztendlich doch Architekt geworden, für ökologische Holzbauweise, der Weg dahin war verschlungen. Vielleicht später mehr davon. Momentan baute er an einem Hotel herum, und kämpft mit dem Computernetzwerk. Das fordert seine Gelassenheit heraus.
Mum kam über die Uno nach Asien. Sie wollte mit ihrem jungen Schwung am liebsten die Welt, wenn nicht dann wenigstens 1000 Kinder retten. Stellte sie sich einfacher vor. Anfangs wollte sich so gar niemand retten lassen. Wohin sollte sie mit ihren aufkeimenden mütterlichen Gefühlen die für so viele zu reichen scheinen.
Ihre Wege kreuzten sich schon zwei Mal, bevor sie sich begegneten. Das Schicksal brauchte noch ein wenig Zeit wie Paps sagte, vielleicht hatte er noch etwas zu erledigen gehabt.
Ich sitze am Küchentisch und die Morgensonne fällt darauf. Mein Tee nebelt vor sich hin und wird langsam kalt. Gleich wird es läuten und mein Taxi kommt. Meine frühere unangenehme Aufgeregtheit vor Aufbruch ins Unbekannte, hat im Lauf der Jahre einer freudigen Unruhe Platz gemacht. Immer noch ist mir wichtig alles ordentlich zu hinterlassen und schnell noch die letzte Wäsche zu waschen und den Tisch abzuwischen.
Urur-Oma hat den 2. Weltkrieg überlebt, manchmal knapp, in München. Sie hatte nichts unordentlich in den Schubladen, ein Handgriff und sie hatte ihre wichtigen sieben Sachen. Wenn ich sterbe habt ihr nichts wegzuputzen und nichts zu schnüffeln, war ihr Motto ab 50. Die Berliner Ururgroßeltern dagegen häuften gerne ihre Schätze an, sie hatten bis auf ein paar in ein Handtuch gewickelte Kleinigkeiten ebenso Alles verloren. Auch die Liebe. So erzählt es Oma. Ihre Eltern hatten nicht viel erzählt und nicht viel weitergegeben. Schweigen war die Lösung damals für viele Familien. In Europa, genauso in Israel, USA, Asien, China, Japan Vietnam und wo noch überall diese grausamen Kriege wüteten. Mordenden Menschenhand unter dem Vorwand der Religion und Art, Macht, Reichtum, aus Geld. Auf Kosten aller.
Irgendwie waren die unausgesprochenen Geschichten in den Familien unserer Eltern wohl sehr ähnlich. So haben sie sich sprachlos, wortlos gefunden. Vereint in Gefühlen und Gedanken. Sie haben aus Ruhe und Liebe heraus eine eigene Familie gegründet. Wie in diese Welt Fröhlichkeit und Lebendfreude einzieht ist noch eine andere Geschichte.
coracora am 20. Februar 15
|
Permalink
|
0 Kommentare
|
kommentieren